„Valse triste”

Ein Tanztheater nach „Gefährliche Liebschaften” von Christopher Hampton

Eine Produktion in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsschauspiel und mit Unterstützung des Kulturreferates des Landeshauptstadt München

Konzept / Idee: Johanna Richter
Choreographie: Johanna Richter in Zusammenarbeit mit den Tänzer /innen
Darsteller/innen: Nikolaus Benda, Tim Bergmann, Friedrich Bührer, Sigrid Schnückel, Stefanie Erb, Anna Holter, Johanna Richter, Erich Rudolf und Michael Schmieder
Bühne: Susanne Hegmann
Kostüm: Jörg Christel, Uwe Sinn
Regieassistenz: Christoph Honermann
Musik: Sibelius „Valse triste” interpretiert von Konrad Richter
Fotograf: Oda Sternberg

Uraufführung: Bayerisches Staatsschauspiel / Haus der Kunst 28.1.2002

Spielte insgesamt 6 mal im Haus der Kunst

Über das Stück:

Liebe als Gesellschaftsspiel –

„Valse triste” – ein Tanztheater, das auf den „Gefährlichen Liebschaften” von Christopher Hampton basiert, zeigt ein gefährliches Spiel mit der verletzlichsten Zone des Menschen – seiner Liebe. Ein Spiel ohne Regeln, ohne Sieger, nur mit Verlierern, die eine ihrer schmerzlichsten Niederlagen erleiden.

Um ihre eigene Leere mit Sinn zu füllen, erfinden Mme de Merteuil und ihr ehemaliger Geliebter Vicomte de Valmont ein pervertiertes Gesellschaftsspiel, in dem ihre Spielfiguren lebendige Gestalt annehmen: sie spielen mit Menschen.

Als Opfer einer dieser Partien sucht sich der „Lovelace” Vicomte de Valmont ein vermeintlich leichtes Spiel: Mme de Tourvel. Ohne ihr Wissen gerät sie in die Maschinerie dieser virtuellen Welt und wagt sich aus Unwissenheit auf ein Terrain, auf dem ihre Fähigkeit zu wahren Gefühlen mit emotionsloser Spielernaturen kollidiert. Während Valmont die Partie routiniert zu Ende bringen will, hebt Tourvels vorbehaltloses Gefühl seine Strategien mehr und mehr aus den Angeln. Aus Spiel wird Ernst – aus Gefühllosigkeit Liebe. Valmont gerät in den Sog seiner verschütteten Gefühle, die gegen jede Regel dieses Spiels verstoßen.

Valse Triste erzählt diese Geschichte als ein Spiel an und auf einem überdimensionierten Spielfeld. Merteuil und Valmont begegnen sich am Spielfeldrand mit dem ihnen eigenen Vokabular: dem kalkulierten Dialog, dem erbarmungslosen Wortgefecht. Auf dem Feld dagegen bewegen sich Spielfiguren, die nur durch ihre Körper kommunizieren können. Im Laufe der Partie wird so die Diskrepanz zwischen Wort und Körper immer auffälliger. Während die Spieler sich immer weiter in Lügen verstricken, „reden” die wortlosen Spielfiguren bereits unmissverständlich von der Wahrheit. Ein leidenschaftliches Spiel auf mehreren Ebenen, das so unberechenbar ist wie die Liebe.

„Liebe als Gesellschaftsspiel” – das ist der riskante Versuch, gemessen an den Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, neue Spiele zu erfinden und in bisher unangetastete Schauplätze vorzudringen. Denn das dringende Bedürfnis des Menschen zu spielen ist so alt wie die Menschheit und treibt sie unaufhaltsam in die Fänge virtueller Welten. Doch welches Spiel sich der Mensch auch zu eigen macht, begleitet wird er immer von der Frage, womit er spielt, wozu und zu welchem Preis…